Oh Du Friedliche
2022 neigt sich dem Ende zu. Es war ein bewegendes Jahr für viele Menschen. Weltweite Schlagzeilen machten die Runde, wie die nicht enden wollende Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Energieproblematik, stark ansteigende Verbraucherpreise und der voranschreitende Klimawandel. Das Wort Polykrise soll dies alles beschreiben - und ist doch nur eine technokratische Wortschöpfung, die den Sorgen und dem Leid unzähliger einzelner Betroffener nicht gerecht werden kann.
Wenn sich Krisen zuspitzen, neigen viele dazu, Halt darin zu finden, in Gut und Böse zu unterteilen, in Schwarz und Weiß zu denken. Lager bilden sich, Extrempositionen werden eingenommen. Man hört dem Gegenüber nicht mehr zu, weil die eigene Meinung der Fels in der Brandung zu sein hat. Das ist verständlich – aber ebenso gefährlich. Wer sich von seinem Gegenüber zu weit entfernt, kann ihm nicht mehr die Hand reichen. Und jeder von uns braucht eines Tages die Hand eines anderen, das ist eine menschliche Grundbedingung. Was geschehen ist, kann nicht ungeschehen gemacht werden. Was uns bleibt, ist die Chance, die richtigen Lehren zu ziehen. Die Spaltung voranzutreiben ist kein Weg, der uns auf lange Sicht Frieden bringen wird. Ich wünsche mir, dass Menschen erkennen, wie essenziell es ist, gerade in schweren, konfliktgeladenen Zeiten den Standpunkt des Gegenübers zu betrachten, ihn verstehen zu wollen und respektieren zu können. Nur so können Gräben wieder zugeschüttet werden, nur so erkennen wir uns in den Ängsten der Anderen selbst - und nur so finden wir zu jener Empathie, ohne die mir das Leben nicht sehr lebenswert erscheint. „Ein fröhliches Herz tut dem Leibe wohl; aber ein betrübtes Gemüt lässt das Gebein verdorren.“
Wenn Sie das Glück haben, über ein gesundes wirtschaftliches Fundament zu verfügen, dann möchte ich Sie abschließend bitten, jenen Hilfe zu leisten, die weniger gesegnet sind. Das kann im eigenen Familien- oder Freundeskreis sein, aber auch in der Form einer Unterstützung für „Fremde“. Sie stützen damit ihr Gegenüber, das sie selbst sein könnten. Und sie fördern Gemeinsamkeit statt Einsamkeit. Man darf sich im Sinne eines friedlichen Miteinanders wünschen, dass Entscheidungsträger in der Politik oder den Medien als Multiplikatoren mit gutem Beispiel vorangehen: Aber wir dürfen uns zugleich bewusst machen, dass jeder Einzelne von uns dazu auch eigenständig in der Lage ist.
Wir möchte es am Ende des Jahres zudem nicht verabsäumen, uns bei all jenen zu bedanken, die uns - teils schon seit vielen Jahren - Vertrauen entgegenbringen und die Treue halten. Auch im Geschäftsleben war 2022 ein Jahr, in dem persönlichen Kontakten und einem vertrauensvollen Miteinander ein ganz besonderer Stellenwert zugekommen ist. Das macht uns Mut, allen Krisen zum Trotz, mit Elan an unseren Projekten weiterzuarbeiten. Und es schenkt uns die Vorfreude auf ein Jahr im Zeichen zweier Jubiläen (15 Jahre Real Estate Brand Value Study und 10 Jahre Real Estate Brand Book), in dem wir Ihrem Vertrauen erneut gerecht werden wollen. 2023 kann kommen.
Ich wünsche Ihnen fröhliche und friedliche Festtage
Ihr Harald Steiner