Smart Buildings: Road to Zero

Smart Buildings auf der Road to Zero
Es ist in Zeiten der omnipräsenten Klimawandeldiskussion unvermeidlich, sich dem Thema Nachhaltigkeit eingehend und ernsthaft zu widmen. Dem können und wollen sich auch die Mipim-Verantwortlichen nicht entziehen. Bei der morgen in Cannes beginnenden Messe wird eine Road to Zero-Zone eingerichtet – sprich ein 400 Quadratmeter großer Bereich, der Ausstellungs-, Networking- und Konferenzflächen mit dem Schwerpunkt auf praktischen Methoden zur Dekarbonisierung der Immobilienbranche kombiniert. Im Fokus stehen ESG-, Innovations- und Technologielösungen, die dazu beitragen sollen, die Transformation der bebauten Umwelt hin zu einem nachhaltigeren Modell zu beschleunigen. Der Beitrag wird auch dringend notwendig sein. Schließlich ist die Bau- und Immobilienindustrie einer der größten Umweltsünder überhaupt. Angaben der US-amerikanischen nichtstaatlichen Organisation Green Building Council zufolge sind der Branche 40% des weltweiten Energieverbrauchs sowie 25% der Treibhausgasemissionen (In Europa sogar 36%) zuzurechnen.

Was ist eigentlich Smart
Angesetzt sind unter anderem Diskussionen rund um intelligente urbane Technologielösungen zur Entwicklung nachhaltiger Städte oder zum Thema der nachhaltige Nachrüstung, also der Umsetzung von Netto-Null-Daten-Strategien. Das Wort „Smart Building“ wird dabei mehr als einmal in den Mund genommen werden, so wie es schon seit Jahren in Medien und Expert:innen-Diskussionen herumgeistert – ohne dass dabei oftmals klar wird, was „Smart“ konkret bedeuten soll.

Smart kann am ehesten als intelligente Vernetzung und Automation in Funktionsgebäuden verstanden werden. Die Vision: Büroimmobilien oder auch Wohnhäuser sollen hören, sehen und riechen können, was in ihnen und rund um sie herum geschieht, um in der Folge ihren Betrieb an die Gegebenheiten anzupassen – mit Komfortvorteilen für die Nutzer:innen und vor allem Energieeinsparungen im Betrieb. Um diese Vision in die Tat umzusetzen, braucht es eine Reihe von Voraussetzungen. Gebäude müssen mit Sensoren ausgestattet werden (die Palette reicht von akustischen, über 3D-Bild-, Radar- und Magnetsensoren), Computersysteme müssen die gewonnenen Daten analysieren und Maßnahmen daraus ableiten, die wiederum automatisierte Steuerungsbefehle auslösen.

Eine derart smarte agierendes Gebäude ist allerdings nicht ohne dem berühmten digitalen Zwilling – und wieder so ein modischer Begriff – denkbar, sprich ein Computermodell des Buildings, das alle Hausfunktionen und Prozesse abbildet und steuerungsfähig macht. Der „Building Twin" ist da, um die Grenze zwischen physischer und digitaler Welt zu überbrücken – eine Grundbedingung für jedes wirkliche smarte Gebäude.

Reality-Check
Das alles klingt trotz jahrelanger medialer Verbreitung noch nach utopischer Zukunftsmusik. Dass es – zumindest bei entsprechender finanzieller Potenz und im großen Maßstab – machbar ist, zeigen Pionierbauten, etwa The Edge in Amsterdam. Das knapp 40.000 Quadratmeter große Building wird gerne als das nachhaltigste Bürogebäude der Welt bezeichnet. 28.000 Sensoren wurden verbaut, die Raumfeuchte und -temperaturen ebenso erfassen wie die Nutzung und die Präsenz der Mitarbeiter. Kaffeemaschinen informieren selbsttätig, wann sie Nachschub benötigen, Toiletten melden eigenständig Störungen, eine von Mietern und Developern entwickelte App führt und begleitet Mitarbeiter:innen durch das Haus und sucht freie Schreibtische. Laut Angaben der Betreiber werden dank der Smart-Building-Technologie rund 70 Prozent weniger Strom verbraucht als in herkömmlichen Bürohäusern mit ähnlicher Größe.

Von sich reden macht ebenfalls The Cube in Berlin. In unmittelbarer Nähe des Berliner Hauptbahnhofs wurde im Februar 2020 eines der ersten Bürokomplexe eröffnet, die mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet sind. Herzstück ist die Schaltzentrale, das sogenannte „Brain“, eine KI, nach Auswertung der Daten von knapp 4000 verbauten Sensoren und Funkantennen dem Betreiber und den Nutzer:innen vorschlägt, wie sie das Gebäude so effizient und ökologisch wie möglich betreiben können.

Ausblick
Auch wenn einzelne Vorzeigeprojekte dokumentieren, was geht, ist die Gesamtlage wenig erfreulich. Smart Buildings sind nach wie vor äußerst rar gesät. Laut einer Studie der Technologiestiftung Berlin hat das drei Hauptgründe: der Mangel an Geräte-Schnittstellen, die ein einfaches Plug and Play ermöglichen, das Fehlen von Fachkräften für Einbau und Betreuung der Technologien und das Problem, wie mit dem ganzen Datensalat gesetzeskonform umzugehen ist.

Es wird also noch einige Zeit vergehen, bis Smart Buildings zur Normalität werden. Dbaei wäre es äußerst smart, diesen Prozess in Windeseile voranzutreiben. Wenn die inflationär herbeigeredete Energiewende gelingen und die Road to Zero beschritten werden soll, dann wird das ohne Smart Buildings nicht möglich sein. Ein Auftrag an Investoren und Entwickler, der dringlicher nicht sein könnte, und der letztendlich – auf Märkten, die sich zusehends der Nachhaltigkeit verschreiben – auch im ökonomischen Eigeninteresse liegen wird.

Der Markt für Smart Buildings wächst rasant. Laut dem Marktforschungsunternehmen iot-analytics sind 2021 weltweit 23,8 Milliarden vernetzte Geräte im Einsatz, was einer Steigerung von 10 Prozent im Vergleich zu 2020 entspricht (21,6 Milliarden Geräte).

Den größten Zuwachs erwarten die Experten bei der Gebäudeautomation. Im Jahr 2018 waren weltweit in Gebäuden 230 Millionen Geräte vernetzt. 2022 werden es 483 Millionen sein. Ihr gemeinsames Ziel: Arbeiten und Wohnen noch komfortabler zu machen und durch Energieeffizienz dem Klimawandel entgegenwirken.

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